Unser „Schatz“ liegt in der Erde: Die meisten Leitungen für die Versorgung mit Wasser, Gas und Strom werden im Boden verlegt. Deshalb spielt die Bodenbeschaffenheit für Netzbetreiber wie uns eine elementare Rolle.

GWN-Wiki Folge 12

Bodenart & Bodenbeschaffenheit

Unser „Schatz“ liegt in der Erde

Die meisten Leitungen für die Versorgung mit Wasser, Gas und Strom werden im Boden verlegt. Deshalb spielt die Bodenbeschaffenheit für Netzbetreiber wie uns eine elementare Rolle. Nur wenn wir den Boden genau kennen, können wir Leitungen optimal verlegen und einen sicheren Netzbetrieb gewährleisten.
Indem wir die Bodenbeschaffenheit berücksichtigen, minimieren wir Risiken, optimieren die Kosten und erhöhen die Lebensdauer der Anlagen/Leitungen. Das trägt enorm zu Stabilität und Effizienz der Energieversorgung bei - und macht sie nachhaltiger.
 

Was ist mit Bodenbeschaffenheit überhaupt gemeint? 

Die Bodenbeschaffenheit beschreibt die physikalischen und chemischen Eigenschaften eines Bodens.  Darunter versteht man unter anderen die Struktur und das Material des Bodens. Untersucht wird auch, ob der Boden durch äußere Einflüsse (durch den Menschen) verunreinigt wurde. Alle Faktoren in Bezug auf den Boden sind beim Planen, Bauen und Instandhalten von Infrastruktur - wie Anlagen, Rohrleitungen und Stromkabeln - entscheidend.
 

Warum die Bodenart wichtig ist?

Die Art des Bodens wirkt sich auf die Arbeit im Netzbetrieb aus. Bevor Bauarbeiten starten, wird daher in Bodengutachten erstellt. Darin werden Tragfähigkeit, Feuchtigkeit, Zusammensetzung und weitere relevante Eigenschaften des Bodens analysiert und bewertet. Der Boden wird dazu auf mehrere Parameter untersucht, z. B. Korngröße und Verdichtungsgrad.

Die Korngröße bestimmt, wie gut der Boden Wasser speichern kann. Man unterscheidet folgende Bodenarten:

  • Sandboden: grobe Körnung, hohe Wasserdurchlässigkeit
  • Schluffboden: mittlere Korngröße, mittlere Wasserführung und gute Speichereigenschaften
  • Tonboden: kleinste Körnung, schlechte Wasserführung, gute Speichereigenschaften
  • Lehmboden: Allrounder mit mittlerer Speichereigenschaft

Elemente wie das „Bodenartendreieck“ helfen, den Boden zu klassifizieren. 
 

Bodenbeschaffenheit beeinflusst Stabilität und Sicherheit

Je dichter, desto tragfähiger

Beim Verdichten wird die Luft aus den Poren des Bodens entfernt. Dadurch wird der Boden dichter und tragfähiger. Der Verdichtungsgrad ist also das Maß für die Dichte und Festigkeit des Bodens nach dem Verdichtungsprozess. 

Der Verdichtungsgrad wird häufig als Prozentsatz des maximal möglichen Verdichtungsgrades angegeben und durch Standardtests (z.B. Proctor-Test) ermittelt.

  • Stabilität und Tragfähigkeit: Ein hoher Verdichtungsgrad erhöht die Tragfähigkeit des Bodens, was für die Stabilität von Bauwerken und Infrastruktur von entscheidender Bedeutung ist. Das verhindert Setzungen und strukturelle Schäden.
  • Reduzierung von Setzungen: Gut verdichteter Boden minimiert ungleichmäßige Setzungen, die zu Schäden an Rohrleitungen und anderen unterirdischen Strukturen führen können.
  • Vermeidung von Wassereintritt: Verdichteter Boden hat eine geringere Wasserdurchlässigkeit, was das Risiko von Wassereintritt und Erosion verringert. Dies ist besonders wichtig in Bereichen mit hoher Grundwasserbelastung.
  • Langlebigkeit der Infrastruktur: Durch die Erhöhung der Bodenfestigkeit und -stabilität verlängert sich die Lebensdauer der installierten Infrastruktur, was langfristig Kosten einspart und die Zuverlässigkeit erhöht.
     
Ein fester, trockener Boden bietet bessere Bedingungen für Fundamente als ein nasser, sandiger oder felsiger Boden.

Bodenbeschaffenheit beeinflusst Stabilität und Sicherheit

Ein fester, trockener Boden bietet bessere Bedingungen für Fundamente als ein nasser, sandiger oder felsiger Boden. Zudem müssen beim Öffnen des Bodens bestimmte Vorschriften zur Wiederherstellung der Oberfläche und des Unterbaus eingehalten werden. Das ist wichtig, um langfristige Stabilität und Umweltverträglichkeit zu gewährleisten.

Neben den Bodenarten werden auch unterschiedliche Gesteine ausgehoben oder anschließend verbaut. Hier wird in Abhängigkeit der Kornform und -größe zwischen Splitt, Kies und Schotter unterschieden.

 

Überlegungen beim Rohrleitungsbau

Beim Rohrleitungsbau können verschiedene Verlegearten zum Einsatz kommen. Sie unterscheiden sich je nach Projektplanung, Baukosten oder Vorschriften. Des Weiteren sind auch die Bodenbeschaffenheit und Umgebungsbedingungen von entscheidender Bedeutung:

1. Offene Bauweise (Rohrleitungsgraben und Baugruben)

  • Bedeutung: Der Boden wird entlang der geplanten Rohrtrasse ausgehoben.
  • Vorteile: Direkter Zugang zur Rohrleitung, einfache Inspektion und Reparatur.
  • Nachteile: Größere Umweltauswirkungen, längere Bauzeit, erheblicher Eingriff in den Boden.
  • Besonderheiten: Bei sandigem oder lockerem Boden sind Stützwände oder Grabenversteifungen notwendig, um ein Abrutschen des Bodens zu verhindern. Situationsbedingt kann der Graben auch geböscht werden. Bei Tonböden muss auf ausreichende Entwässerung geachtet werden.

2. Geschlossene Bauweise (grabenlose Verlegung)

  • Bedeutung: Rohrleitungen werden ohne große Aushubarbeiten verlegt, oft durch Verfahren wie Horizontalspülbohrungen oder Pressbohrungen.
  • Vorteile: Minimale Oberflächenstörung, geringere Umweltauswirkungen, schnellerer Bauprozess.
  • Nachteile: Höhere technische Anforderungen, potenziell höhere Kosten.
  • Besonderheiten: Eignet sich gut für Bereiche mit empfindlichem Ökosystem oder dichter Bebauung. Die Bodenbeschaffenheit muss sorgfältig analysiert werden, da Felsen oder sehr harter Boden spezielle Ausrüstung und Techniken erfordern oder dieses Verfahren erst gar nicht zu lassen.

3. Dükern (Unterquerung von Hindernissen)

  • Bedeutung: Spezielle Technik, um Rohrleitungen unter Flüssen, Straßen oder anderen Hindernissen zu verlegen.
  • Vorteile: Keine Unterbrechung des Verkehrs oder anderer Oberflächenstrukturen.
  • Nachteile: Hohe technische Komplexität, sorgfältige Planung erforderlich.
  • Besonderheiten: Der Boden unter dem Hindernis muss stabil genug sein, um die Last der Struktur und der darüber liegenden Elemente zu tragen.